Informationen zum UUCP-Dienst für E-Mails

Allen Mitgliedern die E-Mails auf etwas flexiblere Weise abholen möchten stellt der Verein über uucp.bn-ulm.de einen UUCP-Dienst zur Verfügung.
Mit dieser Seite versuche ich, einige Fragen zu UUCP und dessen Nutzung zu beantworten.
Wer darüber hinaus noch Fragen hat, kann mich unter borchert@mellifont.bn-ulm.de erreichen.

Wofür steht UUCP?

UUCP steht für UNIX to UNIX copy. Damit verbunden ist eine
Familie von Protokollen und Diensten, deren Entwicklung und Nutzung
Ende der 70er Jahre begann, als Standleitungen auch für größere
Institutionen noch nicht üblich waren. Damals wurden E-Mails,
Dateitransfers und USENET News überwiegend mit UUCP übermittelt
und es ist kein Wunder, daß der Name des größten Backbone-Providers
des Internets UUNet sich davon
ableitet.

Nach welchen Prinzipien funktioniert UUCP?

UUCP bietet die Möglichkeit an, Aufträge abzuschicken,
Dateien von einem System zu einem anderen zu kopieren und ggf.
ein Kommando auf einem fremden System auszuführen. Typisch
ist der Versand von E-Mails, indem der Inhalt einer E-Mail auf
das Zielsystem kopiert wird, um anschließend das Kommando rmail
zu bitten, die zuvor übertragene Datei lokal per E-Mail zuzustellen.

Entscheidend ist, daß Aufträge nicht sofort ausgeführt werden,
sondern zuerst in eine Warteschlange eingereiht werden und dann bei
dem nächsten Kontakt der beiden betroffenen Systeme übermittelt
werden. Dies ist ideal bei Situationen, bei denen beide Rechner
nicht im ständigen Kontakt stehen, weil sich z.B. einer der Rechner
nur von Zeit zu Zeit kurz mal ins Internet einwählt.

Ursprünglich wurden UUCP-Verbindungen über individuelle
Modem-Wählverbindungen durchgeführt. Davon wird heute jedoch
selten Gebrauch gemacht. Vielmehr ist es üblich, daß UUCP
über TCP/IP abgewickelt wird.

Welche Vorteile bietet UUCP?

Normalerweise steht für einen POP-Zugang nur eine E-Mail-Adresse
zur Verfügung. Wenn zu Hause jedoch mehrere Personen getrennt
voneinander E-Mails lesen möchten, wird es kompliziert. Soll
alles über eine E-Mail-Adresse abgewickelt werden (möglicher
Verlust der Privatsphäre bzw. die Problematik des richtigen
Auseinandersortierens) oder soll jeder zu Hause sich selbst
einwählen müssen, um seine Mailbox zu laden?
Oder verwenden der Bequemlichkeit zuliebe gleich alle einen
Webmailer und wundern sich über die teure Telefonrechnung?

E-Mail-Konfigurationen über UUCP beziehen sich normalerweise
nicht auf einzelne Benutzer, sondern auf ganze Rechner oder Domains.
Und dann werden alle E-Mails für einen Rechner oder eine Domain mittels
UUCP übertragen. Dabei können zu Hause unabhängig von
fremden Konfigurationen beliebig viele Benutzer eingetragen werden,
die E-Mails empfangen können.

Ferner hat UUCP einen wichtigen Vorteil bei großen E-Mails.
Falls die Verbindung mitten in der Übertragung einer
großen Nachricht zusammenbricht, wird nach dem nächsten
Verbindungsaufbau die Übertragung der E-Mail einfach fortgesetzt,
ohne den zuvor übertragenen Teil noch ein weiteres Mal über
die Leitung zu schaufeln.

Umgekehrt können zu Hause bequem E-Mails verschickt werden,
ohne eine Online-Verbindung stehen zu haben. Wenn dann später
eine Einwahl stattfindet, können nebenbei flugs auch die
UUCP-Aufträge beidseitig abgewickelt werden.
UUCP ist also ideal geeignet, die monatliche Telefonrechnung in
erträglichen Grenzen zu halten, wenn E-Mail der wichtigste Dienst
ist.

Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Relayfunktionalität
unabhängig von der Wahl des Dial-In-Providers. SMTP-Server
verweigern, wenn sie korrekt konfiguriert sind, das Versenden
von E-Mails, die sie selbst nicht betreffen. Dagegen steht UUCP
für alle offen, die sich korrekt authorisieren können.

Wie kann ich UUCP nutzen?

Bei jeder UUCP-Verbindung müssen beide Parteien einige Konfigurationen
durchführen. Wir benötigen für die Konfiguration unserer
Seite folgende Informationen:

  • Einen Rechner- oder Domainnamen, der die andere Seite der
    UUCP-Verbindung repräsentiert. Im einfachsten Falle können
    wir dazu einen Namen innerhalb der bn-ulm.de-Domain
    vergeben. So ein Name kostet nichts (im Rahmen der Mitgliedschaft)
    und ist schnell vergeben. Alternativ kann eine beliebige Domain verwendet
    werden. Wenn die Domain bei uns verwaltet wird, können wir
    den dazu notwendigen MX-Record (MX = Mail Exchanger) bei uns eintragen —
    ansonsten müßten Sie selbst dafür Sorge tragen, wobei
    beim MX dann nicht uucp.bn-ulm.de eingetragen werden darf,
    sondern stattdessen mellifont.bn-ulm.de zu verwenden ist,
    weil uucp.bn-ulm.de ein CNAME-Record ist. (Es ist nicht
    schlimm, wenn dies nicht verstanden wird, solange Sie davon nicht
    betroffen sind 🙂
  • Einen UUCP-Knotennamen, der sich normalerweise in
    abgekürzter Form von dem Rechner- oder Domainnamen ableitet.

  • Ein Passwort, das nirgendwo anders verwendet werden sollte.
    Das Passwort schützt Ihren UUCP-Zugang, d.h. wer im Besitz
    des Passwortes ist, kann Ihre E-Mails herunterziehen und E-Mails
    in Ihrem Namen verschicken. Allerdings notieren wir uns in jedem
    Falle im Log die IP-Adresse, so daß wir im Falle eines Mißbrauchs
    wissen, wann von wo aus ein Angriff stattfand.

Beispiel: Familie Sonnenblume kann sich entweder kostengünstig
sonnenblume.bn-ulm.de als Rechnername wählen oder
prestigeträchtig sich über uns die Domain sonnenblume.de
organisieren lassen (falls sie noch frei ist). Hans Sonnenblume
kann dann beispielsweise über hans@sonnenblume.bn-ulm.de
oder hans@sonnenblume.de per E-Mail erreicht werden.

Wenn wir unseren Teil erledigt haben, dann
können ab sofort E-Mails an die neuen Adressen verschickt werden,
so daß die Warteschlange sich bei uns langsam füllt. Ihre
Aufgabe ist es, Ihren Rechner so einzurichten, daß die
Warteschlange bei uns geleert wird und daß ausgehende E-Mails
bei Ihrem Rechner über UUCP abgewickelt werden. Ersteres ist
leicht — letzteres jedoch etwas kniffliger, je nachdem welche
E-Mail-Software Sie verwenden.

Sollten Sie kein UNIX-System zu Hause haben, werden die folgenden
Tips nicht viel weiterhelfen. Leider kenne ich mich mit UUCP-Systemen
außerhalb der UNIX-Welt überhaupt nicht aus. Über entsprechende
Hinweise würde ich mich natürlich sehr freuen und sie hier
gerne mit einfügen.

Zunächst wird natürlich UUCP auf Ihrem Rechner benötigt.
Möglicherweise steht UUCP bereits zur Verfügung oder kann
leicht von der jeweiligen Distribution nachinstalliert werden.
Jedoch ist teilweise Vorsicht geboten: SuSE beispielsweise
hat es nicht geschafft, UUCP in vernünftiger Form mitzuliefern
(ganz zu schweigen davon, daß die UUCP-Konfigurationsdateien
bei jedem neuen SuSE-Release woanders versteckt werden),
so daß es sich lohnen kann, UUCP in jedem Falle neu zu übersetzen.

Die aktuellste Version von Taylor UUCP steht hier zur Verfügung. Zusätzlich gibt es auch noch ein Dokumentationspaket.
Der Umfang der UUCP-Dokumentation sollte nicht erschrecken. Weit
mehr als die Hälfte der Software und der Dokumentation beschäftigt
sich mit der Kunst, Modems in den Dienst von UUCP zu stellen —
dieses Zeitalter haben wir glücklicherweise hinter uns gelassen
(selbst wenn noch Modems für Dial-In verwendet werden, so gibt
es keinen Grund mehr, UUCP direkt mit dem Modem schwätzen zu lassen).

Taylor UUCP unterstützt zahlreiche alte Konfigurationsformate
aus der Frühzeit von UUCP. Vergessen Sie die bitte alle und
orientieren Sie sich gleich am Taylor-UUCP-Konfigurationsformat
(auch wenn SuSE das alte Format zur Voreinstellung gemacht hat).
Im Konfigurationsverzeichnis (beim Übersetzen können Sie
den Pfad beeinflußen, ansonsten müssen Sie es suchen oder
immer per Option angeben) sind folgende Dateien zu editieren:

call
Hier kommt eine Zeile hinein mit dem UUCP-Knotennamen des Bürgernetzes bnulm, Ihrem UUCP-Knotennamen und Ihrem Passwort, z.B.

bnulm sonnenblume sieblueht
config
Hier sollte der eigene Knotenname gesetzt werden, wenn er vom Rechnernamen abweicht, z.B.

nodename sonnenblume
port
Hier wird genau ein Port deklariert, der eine Verbindungsaufnahme via TCP/IP ermöglicht:

port tcp
type tcp
protocol t
sys
Dient der Bekanntmachung von uucp.bn-ulm.de:

system bnulm
call-login *
call-password *
time Any

port tcp
address uucp.bn-ulm.de

Die Dateien dial, dialcode und passwd können leer bleiben.

Wenn Sie Ihre Konfiguration soweit haben, können Sie den ersten
Test starten: Stellen Sie eine Online-Verbindung her und rufen Sie
das Kommando

sonnenblume# uucico -S bnulm

auf. Möglicherweise ist uucico nicht im Pfad und stattdessen
in irgendeinem lib-Verzeichnis. Danach sollten Sie im Log von UUCP
sehen, ob die Verbindung klappte und ob Aufträge erfolgreich
übermittelt worden sind (ggf. lohnt es sich natürlich zuvor,
selbst einige Aufträge in Form von E-Mails zu erzeugen).

Wenn der Mail-Eingang klappt, sollten Sie Ihr Mailsystem so
konfigurieren, daß alle für die Außenwelt bestimmten E-Mails
an UUCP überreicht werden. Hier ein paar konkrete Hinweise:

Wo gibt es noch mehr Informationen zu UUCP?

Von wo kann ich Taylor UUCP herunterladen?

Am Besten auf der Seite des Entwicklers. Dort gibt es auch einen Verweis zur Dokumentation und eine Möglichkeite zum Herunterladen der Quellen.

Ursprünglicher Artikel:

Andreas Borchert, 2. Februar 2000